SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition) by Weissgerber Anni

SKIZZEN EINER ZARTEN LIEBE (German Edition) by Weissgerber Anni

Autor:Weissgerber, Anni [Weissgerber, Anni]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-08T16:00:00+00:00


Kapitel 12

Johannes hatte in der Nacht kein Auge zugetan, nachdem die Großmutter in seinen Armen gestorben war.

Seine Gedanken kreisten um ihre letzten Worte. Den Umschlag mit dem Geld hatte er zunächst in seinem Schrank versteckt. Darum wollte er sich später kümmern.

Immer wieder versuchte er, die Worte der Großmutter zusammenzusetzen. Zum Schluss hatte er sie einfach nicht mehr verstehen können. Wie einzelne Puzzleteile spukten die Wortfetzen in seinem Kopf umher.

Er tigerte unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Saß er gerade auf seinem Stuhl, ging er wieder zum Bett. Auf dem Bett liegend hielt er es auch nicht lange aus. Er stand wieder auf und sah aus dem Fenster.

Es war weit nach Mitternacht. Nun konnte er nicht mehr zum Aldiana laufen und in der Disco war Susanne sicher auch nicht mehr.

Seine Eltern redeten die ganze Nacht unten in der Wohnküche, erledigten Formalitäten.

Auch der Pfarrer war ins Haus gekommen.

Karl hatte sich stillschweigend in sein Zimmer verzogen. Es war selten genug, dass er nichts zu sagen wusste.

Mittlerweile 3.00 Uhr lag Johannes mit offenen Augen da und starrte an einen Punkt unter der Decke. Seine Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt.

Immer wieder fiel ihm Susanne ein. Sie hatte bestimmt gestern Abend auf ihn gewartet. Er hatte Sehnsucht nach diesen herrlichen blauen Augen, wollte diesen Mund endlich küssen.

Früh um sechs Uhr sprang er auf, riss seine Jacke vom Haken und rannte los. Er konnte sowieso jetzt nichts frühstücken.

Verzweifelt rannte er den ganzen Weg vom Reitmeyer-Hof bis zum Aldiana. Er hoffte inständig, dass er Susanne dort antreffen würde. Er musste ihr alles erklären, wollte unbedingt mit ihr reden. Musste sie einfach noch einmal sehen vor ihrer Abreise.

Er sprintete durch das Dorf.

Kurz vor dem Aldiana verlangsamte er seine Schritte, versuchte gleichmäßiger zu atmen.

Er beruhigte sich und kam wieder zu Atem.

Johannes hatte das Aldiana noch nie betreten.

All seinen Mut zusammennehmend ging er von der Seite auf die Eingangstür zu. Er atmete tief ein.

Durch die großen Glasfenster spähte er ins Innere des Hotels. Es brannte schon Licht. Er sah nach oben auf die vielen Fenster und fragte sich, ob Susanne wohl hinter einem von diesen schlafen würde. Vielleicht träumte sie auch von ihm.

Dann glitt sein Blick die Fassade herunter wieder zu den Fenstern. Angestrengt sortierte er die Bilder vor seinem Auge.

Ihm stockte der Atem. Was er dort sah überstieg seine kühnsten Träume. Er war wie gelähmt.

In dem Raum neben dem Empfang vorne standen Susanne und Anton sich gegenüber, sahen sich tief in die Augen.

Er wollte schreien, wollte die beiden trennen, konnte aber nur stehen bleiben und offenen Mundes nach drinnen gucken. Seine Füße waren wie festgefroren.

Dort stand seine Susanne und legte Anton gerade lachend die Hände auf die Schultern. Er konnte es nicht glauben, rieb sich verzweifelt über das Gesicht und die Augen.

„So schnell also hat sie sich getröstet“, schoss es ihm durch den Kopf.

Mehr wollte er gar nicht sehen, sollte sich eigentlich wegdrehen. Doch er stand wie angewurzelt.

In diesem Moment nahmen sich die beiden auch noch in die Arme. Das war zuviel. Für Johannes brach die ganze Welt zusammen.



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